Solo Exhibition „ДУХ GEIST“

Дух

Geist

LIZA SIVAKOVA

Eröffnung 23. Mai 2024 | 19 Uhr | Hole of Fame, Königsbrücker Straße 39, 01099 Dresden

Ausstellungszeit 24.5. – 6.06, geöffnet Mo/Di nach Vereinbarung, Mittwoch – Samstag 16:00 – 20:00, Sonntag 12:00 – 18:00

Im “Hole of Fame” stellt die Künstlerin Liza Sivakova die Figur des Napoleon exemplarisch aus, um Fragen nach Geisteshaltung und Moral in Beziehung zur Macht nachzugehen. Die Arbeiten der Ausstellung Дух – Geist widmen sich einem Spiel aus Geschichte(n), Projektionen, Blickwinkeln, Relevanzen, historischen Tatsachen, Bewertungen, Abhängigkeiten und faktischem Leben. Dabei schwingen auch Fragen nach Stimmung, Atmosphäre, Mut, Sinn und Moral mit, dies sind andere Übersetzungen für das Wort Дух. Und nicht ganz ohne Grund sehen wir nur Männer. In diesem Spiel um die Macht sind sie zumeist dominant und werden zugleich dafür benutzt.

Wir erkennen bestimmte Persönlichkeiten anhand weniger konturgebender Linien, einer bestimmten Haltung oder markanter Accessoires – so auch Napoleon. Verschiedene Künstler seiner Zeit prägten unter seiner Kontrolle sein Bild vom Ruhm.

Liza Sivakova greift auf dieses nahezu standardisierte Repertoire zurück und setzt die Figur und Projektionsfläche Napoleon in ein von ihr gewähltes Umfeld. 

Frei wählen konnte sie dieses jedoch erst in Dresden, wo sie seit mehr als einem Jahr an der HfBK Dresden Kunst studiert. 

Die Figur des Napoleon war bereits Teil ihrer Abschlussarbeit an der Kunsthochschule in St. Petersburg. Auch hier saß er in einer Badewanne, doch das Umfeld auf dem Bild hatte sich an der napoleonischen Zeit zu orientieren. Kleine, versteckte Irritationen konnte sie dennoch in dem Bild unterbringen, das sich noch in Russland befindet. In dieser Ausstellung zeigt sie nun ihre Arbeit, wie sie eigentlich als Abschlussarbeit in St. Petersburg gedacht war und zwei weitere Bilder des Napoleons.

Das ausgeprägte Interesse von Liza Sivakova an der Figur des Napoleon ist kein rein historisches oder nur künstlerisches. Es sind allgemein die Fragen nach dem Geist der Macht, Eroberung, Spiel und Krieg mit all seinen Auswirkungen, welche die Künstlerin beschäftigen. Es ist aber auch das nicht abreißende Interesse an Napoleon, welches sie beeindruckt. Es heißt, nur über Jesus seien mehr Bücher geschrieben worden. Darin enthalten sind Widersprüchlichkeiten, die je nach Blickrichtung verschiedene Bilder schaffen. 

Napoleon interessierte sich nicht für menschliche Verluste und führte auch die Skalverei wieder ein. Hingegen setzte er im Jahr 1804 den code civil in Kraft. Daran wirkte er aktiv mit und vereinheitlichte damit die Gesetzgebung in Frankreich. Eingeflossen sind darin die Grundgedanken der Französischen Revolution – “Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit” – sowie der Geist der Aufklärung. Dieser beeinflusste weitere Länder in Europa bzw. auch deren Bildung.

Doch, was steht hinter dem Drang einzelner Menschen, die es in der Menschheitsgeschichte immer wieder gab und gibt, ein Imperium zu erschaffen und dafür Kriege zu führen? Ist es für sie eine Art Schachspiel, an das uns die Fußböden in den Napoleon-Bildern erinnern? Ist es vielmehr ein Wahn, in dem die Umwelt, andere Meinungen oder Betrachtungen nicht mehr vorkommen? Ruft niemand mehr an und widerspricht?

In der Ausstellung sind um die drei Napoleon-Bildern acht kleine Bilder gruppiert. Napoleon steht für eine Fassade einer abstrakten Macht, egal in welcher Pose er sich befindet. Kann man dieser Form von Macht real begegnen, oder gar dahinter schauen? Lässt sich etwas erkennen oder einschätzen? Löst der nächste Zug in diesem Spiel Angst aus? Bringt der nächste Zug alles zum Kippen?

Auf den acht kleinen Bildern sehen wir männliche Emotionsausbrüche. Männer, deren Individualität als Kämpfer auf dem Schlachtfeld für die Machtzentrale keine Rolle spielt, geschweige denn ihre Empfindungen. Obwohl wir ihnen nicht in die Augen blicken können, erahnen wir das seelische Befinden der Personen – Erschöpfung, Wut, Trauer. Können sie noch weitermachen? Für was oder wen sollen sie weitermachen?

Explizite Bezüge oder kritische Fragestellungen zu imperialen Aspekten konnte Liza Sivakova in ihre Arbeiten an der Kunsthochschule in St. Petersburg nicht einfließen lassen. In Dresden können ihre Bildwelten nun andere sein. Auch wenn der Zufall etwas mithalf, die Eröffnung ist ganz passend am 23.5. An diesem Tag wurde vor 75 Jahren das Grundgesetzes der BRD veröffentlicht. Im Artikel 5 Abs. 3 heißt es: “Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei.”

Denise Ackermann & Liza Sivakova


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